Artikel vom 08.10.2009, Druckdatum 15.11.2024

„Öko-Strom“ ist nicht gleich Öko-Strom

Unter dem Namen „Öko-Strom“ werden zahlreiche Produkte angeboten, die dieses Prädikat nicht verdienen. Dies ist das Ergebnis einer im Auftrag von Greenpeace erstellten Studie des Energiewissenschaftlers Uwe Leprich, Professor der Hochschule Saarbrücken. Denn: Viele Ökostrom-Geschäftsmodelle der Energiekonzerne basieren lediglich auf dem Handel mit Herkunfts-Nachweisen. Mehr als zwei Drittel der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger halten zudem das Klimaschutzengagement von RWE, E.on, Vattenfall und EnBW für unzureichend und die aktuellen Strompreise der Konzerne für überzogen.

Viele Energiekonzerne betreiben nichts anderes als Greenwashing, sagt Andree Böhling, Energie-Experte von Greenpeace: Zahlreiche Ökostrom Geschäftsmodelle der Energiekonzerne basieren lediglich auf dem Handel mit Herkunfts-Nachweisen wie RECS-Zertifikate (Zertifikate zur Kennzeichung von Strom aus erneuerbarer Energien). Dabei kauft ein Stromunternehmen zum Beispiel in Skandinavien billige Zertifikate für Öko Strom aus Wasserkraft, nicht jedoch den Strom selbst. In Deutschland wird dann der konventionelle Strom mit den Zertifikaten zu Öko Strom umdeklariert. 

Wenn ganze Städte, so wie es in Kassel, Friedrichshafen und Saarbrücken der Fall war, ohne Aufpreis über Nacht auf Öko Strom umstellen, sollten die Kundinnen und Kunden stutzig werden. Jedem muss bewusst sein, dass es Ökostrom nicht zum Nulltarif gibt. Schließlich ist er mit zusätzlichen Investitionen in umweltfreundliche Kraftwerke verbunden. 

Die Greenpeace-Studie nennt zwei zentrale Kriterien für echte Öko-Strom-Angebote: Investitionen des Stromanbieters in neue Öko-Kraftwerke und detaillierte Informationen über die tatsächliche Herkunft des Stroms. Die Studie empfiehlt auch die Einführung eines einheitlichen Labels für Öko-Stromprodukte. Das heutige Nebeneinander verschiedener Zertifikate sei laut Studie zu verwirrend. 

Bis es ein solches Label gibt, sollten Öko-Stromkunden ihren Anbieter genauer unter die Lupe nehmen. Es gibt mittlerweile sehr viele Trittbrettfahrer auf dem Strommarkt. Besonders dreist versucht der Energiekonzern RWE, seine Kunden hinters Licht zu führen, so Böhling, wer glaubt, Atomstrom sei ökologisch, ist auf die gezielte Kampagne der Atomlobby reingefallen. RWE wirbt in einer groß angelegten Kampagne für einen so genannten Pro Klima-Tarif, bei dem Atomstrom als Öko Strom angepriesen wird. 

Guter Ökostrom wird laut Studie von Unternehmen angeboten, die nachweislich alle Anstrengungen auf den Ausbau umweltfreundlicher Kraftwerke, ohne Atom- und Kohlestrom lenken. Informationen und Empfehlungen von Ökostromanbietern gibt es bei „Atomausstieg selber machen“, einer Initiative zahlreicher Umwelt- und Verbraucherschutzorganisationen (www.atomausstieg-selber-machen.de).

Studie „Fokus Ökostrom: Bestandsaufnahme und Perspektiven“ 

Quelle: Greenpeace
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