Artikel vom 02.04.2009, Druckdatum 15.11.2024

Oerlikon Solar: „Eines der schwierigsten Jahre der jüngeren Unternehmensgeschichte“

2008 war für Oerlikon (Pfäffikon, Schweiz) eines der schwierigsten Jahre in der jüngeren Unternehmensgeschichte. Aufgrund externer Markteinflüsse habe der Konzern das starke Wachstum der vergangenen Jahre nicht fortsetzen können und muss für 2008 bedingt durch hohe Einmaleffekte ein Konzernergebnis von -422 Millionen Schweizer Franken (CHF) ausweisen. Mit einer EBIT-Marge von 18 Prozent war Oerlikon Solar das profitabelste Segment der Gruppe. Für 2009 verzichtet Oerlikon auf detaillierte Ergebnisprognosen. Im aktuellen Marktumfeld würden „konkrete Prognosen als nicht zielführend erachtet“, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das Betriebsergebnis vor Restrukturierungsaufwendungen und Wertberichtigungen auf Goodwillpositionen belief sich auf 281 Millionen CHF oder 6 Prozent des Umsatzes als Folge der guten Ergebnisse aus den Kernaktivitäten. Die Rückgänge im Textil- und Halbleitergeschäft wurden teilweise durch die übrigen Geschäftsfelder kompensiert, vor allem durch das starke profitable Wachstum von Oerlikon Solar. Der Konzern antwortet auf das weiterhin schwierige Wirtschaftsklima eigenen Angaben zufolge mit drei Stoßrichtungen: Erweiterte Restrukturierung, Stärkung der finanziellen Stabilität sowie fortgesetzte Fokussierung des Portfolios. 

Verwaltungsratspräsident Vladimir Kuznetsov kommentiert: „Die Ergebnisse von Oerlikon im Jahr 2008 sind enttäuschend. Die Leistungen des Unternehmens wurden durch zwei bedeutende externe Faktoren nachteilig beeinflusst: der beispiellose Einbruch der Textil- und Halbleitermärkte sowie der allgemeine wirtschaftliche Rückgang. Der Verwaltungsrat ist jedoch überzeugt, dass der Konzern in der Lage ist, die aktuellen Herausforderungen des Marktes zu meistern.“ 

Dr. Uwe Krüger, CEO von Oerlikon, ergänzt: „Wir bleiben überzeugt, dass Oerlikon mittel- bis langfristig ein erhebliches Wachstums- und Entwicklungspotenzial aufweist. Das Wirtschaftsklima bleibt sehr schwierig und wir haben alle nötigen Massnahmen getroffen - zeitnah und konsequent -, um den Shareholder Value erst wiederherzustellen und anschliessend weiter zu steigern. Wir sind dabei, ein konsequentes Restrukturierungsprogramm sowie Massnahmen zur Sicherung der Profitabilität umzusetzen, und wir werden unsere Risikoexposition verkleinern, indem wir unser finanzielles Fundament stärken und unser Portfolio straffen.“ 

Der Umsatz der fortgeführten Aktivitäten des Konzerns sank im Berichtsjahr um 12,1 Prozent von 5,4 Milliarden CHF auf 4,8 Milliarden CHF (minus 8 Prozent vor Währungseinflüssen). Der EBIT betrug -37 Millionen (Vorjahr: 467 Millionen CHF). Vorbehaltlich einmaliger Restrukturierungskosten (-66 Millionen CHF) und Wertberichtigungen des Goodwills (CHF -252 Millionen CHF) lag das Betriebsergebnis bei 281 Millionen CHF (Vor-jahr: 471 Millionen CHF). Das Konzernergebnis belief sich auf -422 Millionen CHF. Das Ergebnis wurde laut Oerlikon von stark gestiegenen Rohmaterialpreisen (40 Millionen CHF) und Währungseinflüssen (44 Millionen CHF) negativ geprägt. 

Neben dem Abwärtstrend der schon zu Jahresbeginn stark rückläufigen Textilmaschinen- und Halbleitermärkte sieht das Unternehmen die Gründe dafür auch bei den bis dahin stabil expandierenden Kerngeschäftsfeldern Oerlikon Coating, Solar und Vakuum, deren Wachstum laut Oerlikon gegen Jahresende beinahe zum Stillstand gekommen sei. Aufgrund zurückgestellter Projektfinanzierungen erfuhr auch Oerlikon Solar, weltweit führender Lieferant von Produktionsanlagen für Dünnschicht-Silizium-Photovoltaikmodule, einen Rückgang des Bestellungseingangs in der zweiten Jahreshälfte 2008. Entsprechend ging der Bestellungseingang der fortgeführten Aktivitäten des Konzerns von 5,8 Milliarden CHF um 25,7 Prozent auf 4,3 Milliarden CHF zurück. Der Bestellungsbestand per Ende des Jahres weist 1,3 Milliarden CHF aus, ein Minus von 27,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 

Im Berichtsjahr 2008 stellte das neue Segment Solar unter Beweis, dass es seine technologischen Kompetenzen in ein starkes, profitables Wachstum umsetzen kann, so das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. Der Umsatz stieg inklusive Innenumsätze auf 628 Millionen CHF, der Umsatz mit Dritten betrug 598 Millionen CHF (+124,8 Prozent). Der EBIT erreichte 107 Millionen CHF (+69,8 Prozent). Mit einer EBIT-Marge von 18 Prozent war Oerlikon Solar das profitabelste Segment der Gruppe. Aufgrund der internationalen Finanzkrise wurden im zweiten Halbjahr neue Projekte zurückgestellt. Diese Verzögerungen führten zu geringerem Umsatz und Bestellungseingang als anvisiert. Der Bestellungseingang belief sich auf 566 Millionen CHF (-12,9 Prozent). Im Jahr 2009 dürfte sich der Auftragseingang bedingt durch die globale Wirtschaftskrise auf dem gleichen Niveau wie 2008 bewegen. Angesichts unveränderter Rahmenbedingungen für die langfristigen Wachstumsaussichten geht das Unternehmen jedoch ab Anfang 2010 von einer Rückkehr zu zweistelligem Marktwachstum aus.

Mit einem von 4,5 Prozent (Vorjahr) auf 5,2 Prozent erhöhten Umsatzanteil für Forschungs- und Entwicklungsprojekte (F&E) zählt Oerlikon zu den forschungsintensivsten Industriekonzernen in seinen Märkten. CEO Dr. Uwe Krüger: „Unseren Technologie- und Wettbewerbsvorsprung zu halten und weiter auszubauen ist das Ziel unserer überdurchschnittlich hohen Aufwendungen und Investitionen in F&E sowie einer intensiven Vernetzung in die weltweite Spitzenforschung.“ Knapp 1.500 Wissenschafter/innen und Ingenieur/innen arbeiten im Oerlikon Konzern an zukunftsweisenden Lösungen. Dabei erreichte 2008 die Zahl der angemeldeten Patente einen Wert von über 2 200. „Innovationen kommen von engagierten Mitarbeitenden“, ergänzt Dr. Krüger. „Deshalb unternimmt Oerlikon große Anstrengungen, seine Attraktivität für neue Talente sowie die Förderung seiner Beschäftigten zu erhalten.“ 

Oerlikon beabsichtigt, mit Innovationsprojekten in den Bereichen Clean Technologies sowie Nanotechnologie weitere Zukunftsmärkte zu besetzen. Beide Gebiete spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Oerlikon Portfolio. So ist etwa der Anteil des mit Clean Technology-Produkten erwirtschafteten Umsatzes, also mit Produkten, die einen direkten Nutzen für die Umwelt haben, von 8 Prozent im Jahr 2007 auf 18 Prozent im Berichtsjahr angestiegen. Zusätzlich zu den Produktionsanlagen für Dünnschichtsilizium-Solarmodule zählen zu den Clean Technology-Produkten auch Getriebe für Elektroautos sowie Windkraftanlagen und Vakuumpumpen für den Solarmarkt. Das Ziel, welches sich Oerlikon mit der Neuausrichtung der Business Unit Oerlikon Systems gesetzt hat, ist, in der nächsten Evolutionsstufe der Nanotechnologie von Anfang an eine führende Rolle einzunehmen. Oerlikon Systems konzentriert sich künftig auf Wachstumsmärkte, vor allem in der Solartechnik, bei neuartigen Dünnschicht-Batteriesystemen oder thermoelektrischen Generatoren.

Um dem gegenwärtigen wirtschaftlichen Umfeld und weiter rückläufigen Märkten zu begegnen, hat das Oerlikon-Management drei Stoßrichtungen als Top Prioritäten für 2009 definiert: Aufrechterhaltung der Nachhaltigkeit des Konzerns durch beschleunigte Restrukturierung und Sofortmaßnahmen zur Kostensenkung. Weiter die Sicherstellung der finanziellen Stabilität durch Verbesserungen des Cash Flows, Reduzierung des Umlaufvermögens sowie Refinanzierung. Als Drittes die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit durch Innovation und eine weitere Fokussierung des Portfolios. Über die nächsten zwei Jahre werden zusätzliche Restrukturierungskosten in Höhe von insgesamt 100 Millionen CHF erwartet, von denen etwa zwei Drittel auf Oerlikon Textile entfallen. 

Zu den Aussichten für 2009 heißt es in der Pressemitteilung: „Die Konzernleitung erachtet die allgemeine Visibilität hinsichtlich Markttrends und Entwicklungen bei den Kunden als sehr gering, insbesondere im zweiten Halbjahr 2009. Das Unternehmen erweitert deshalb seine Berichts- und Kontrollsysteme, damit das Management falls nötig rasch weitere Maßnahmen ergreifen kann. Im aktuellen Marktumfeld werden konkrete Prognosen als nicht zielführend erachtet und könnten sogar irreführend sein. Das Unternehmen verzichtet deshalb zum heutigen Zeitpunkt auf detaillierte Ergebnisprognosen.“ 

CEO Dr. Uwe Krüger: „Insgesamt erwarten wir, dass anhaltende Marktschwächen 2009 zu einem weiteren Umsatzrückgang führen, insbesondere im ersten Halbjahr. Das Unternehmen erwartet 2009 keinen Konzerngewinn, rechnet aber damit, die Gewinnschwelle auf Stufe Konzerngewinn im Jahr 2010 zu überschreiten, wenn die Maßnahmen zur Restrukturierung, Refinanzierung und Fokussierung des Portfolios vollständig wirksam sein werden.“

Sämtliche Geschäftseinheiten hätten Vorkehrungen getroffen, um sich an rückläufige Märkte anzupassen und konzentrieren sich auf Profitabilität und Cash Flow. In diesen anspruchsvollen Zeiten ist es von äußerster Wichtigkeit, die stabile und solide finanzielle Basis von Oerlikon sicherzustellen. „Die 2008 eingeleiteten Maßnahmen des Unternehmens reflektieren diese Priorität und auch 2009 setzen wir alles daran, die finanzielle Stabilität zu gewährleisten“, ergänzt Dr. Krüger. „Mit einer vervollständigten und hoch engagierten Konzernleitung, einem erfahrenen Verwaltungsrat sowie einem Rückhalt gebenden, strategischen Investor blicken wir mit verhaltenem Optimismus in die Zukunft“, sagt Dr. Krüger. 

Quelle: OC Oerlikon Management AG
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