Artikel vom 25.03.2008, Druckdatum 15.11.2024

Deutsche Volkswirtschaft profitiert nachhaltig von Fotovoltaik-Branche

Die deutsche Fotovoltaik Branche wird nach Einschätzung der Marktforschungsinstitute IFO München und EuPD-Research Bonn auch in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter stark wachsen und zu einem bedeutenden Industriezweig aufsteigen, von dem die deutsche Volkswirtschaft nachhaltig profitiert. Maßgeblich abhängig sei die Entwicklung jedoch vom politischen Willen zur Förderung Erneuerbarer Energien in Deutschland und Europa, so die Ergebnisse des Fotovoltaik Standortgutachtens. Die Solarbranche warnt vor dem Hintergrund gestiegener Rohstoffkosten unterdessen vor einer zu schnellen Absenkung der Solarförderung.

Bei anhaltend attraktiven Investitionsklima rechnen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bis 2010 mit einer Umsatzverdopplung für die heimische Fotovoltaik Produktion von heute 5,5 Milliarden Euro auf über zehn Milliarden Euro. Im selben Zeitraum wird ein Anstieg der Exportquote von 37,5 Prozent auf rund 50 Prozent und eine Erhöhung des Investitionsvolumens von derzeit 1,5 Milliarden auf 2,5 Milliarden Euro erwartet. Der überwiegende Teil der Investitionen werde in den Auf- und Aufbau neuer Produktionskapazitäten am Standort Deutschland fließen. Die Wachstumsprognosen basieren auf repräsentativen Unternehmensbefragungen von 345 Markteilnehmern.

Aus dem Gutachten lässt sich ableiten, dass die deutsche Solarbranche in Umsatzvolumen und Beschäftigungszahlen inzwischen Wirtschaftszweige wie die Biotechnologie überflügelt hat. In den nächsten sieben bis acht Jahren kann sie nach Einschätzung des Bundesverbandes Solarwirtschaft, verlässliche politische Rahmenbedingungen vorausgesetzt, sogar das Umsatz- und Exportvolumen der heutigen Luft- und Raumfahrtindustrie erreichen.

Bereits in diesem Jahr wird Deutschland voraussichtlich zum Netto-Exporteur, dessen Fotovoltaik Inlandproduktion das erwartete Binnenmarktwachstum übertrifft. Bis 2010 werde die Industrie außerdem rund 600 Millionen Euro in Forschung und Entwicklung und damit in die Sicherung der Technologieführerschaft investieren. Vorrangiges Ziel sei dabei eine weitere Kostensenkung. Die Beschäftigtenzahlen steigen in der Fotovoltaik Branche von heute 41.000 auf 54.000 zum Ende dieses Jahrzehnts, so die Gutachter.

Das Gutachten dokumentiert starke Fortschritte beim Aufbau leistungsstarker Solarcluster am Standort Deutschland. So hat sich in Mitteldeutschland (Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen) die Solarindustrie neben der Chemie- und Kunststoffindustrie, der Optik und der Mikroelektronik zu einem der wichtigsten Industriezweige entwickelt. In den letzten zwei Jahren wurden in der ostdeutschen Solarwirtschaft mehr Jobs geschaffen als in der Chemieindustrie und Energiewirtschaft. Die Region besitzt weltweit die höchste Dichte an Solarzellenfirmen und gilt als deutsches „SolarValley“. Hier werden rund 20 Prozent der weltweiten Solarzellenproduktion gefertigt. 

Insgesamt zählt Deutschland inzwischen über 70 Solarfabriken, 16 sind aktuell im Bau. Als wichtige Standortfaktoren nennt das Gutachten eine starke Zulieferer-Industrie mit über 30 Maschinen- und Anlagenbauern im Fotovoltaik Bereich und die intensive Solarforschung der über 60 Forschungseinrichtungen in ganz Deutschland. 

Carsten Körnig, Geschäftsführer des Bundesverbands Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar): „Das Gutachten belegt, wie stark vor allem der Wirtschaftsstandort Deutschland vom Solarboom profitiert und wie eine vorausschauende und verlässliche Wirtschafts- und Umweltpolitik unseren Technologievorsprung erfolgreich in Markterfolge und zehntausende neuer Arbeitsplätze umsetzen kann. Wenn uns auf den letzten Metern zur Wettbewerbsfähigkeit jetzt nicht die Puste ausgeht, werden wir den harten Wettbewerb um diese Leitindustrie des 21. Jahrhunderts gewinnen.“

Das Eintreten von externen Schocks wie eine zu schnelle Absenkung der Solarförderung im Rahmen der anstehenden Novellierung des Erneuerbaren- Energien-Gesetzes (EEG), könnte dagegen zu einem Einbruch des Beschäftigungs- und Umsatzwachstum führen, so die jüngsten Warnungen des Branchenverbandes BSW-Solar. Nach Angaben des BSW-Solar belasten derzeit hohe Rohstoffkosten bei Silizium, Aluminium, Kupfer, Silber, Stahl sowie verschlechterte Finanzierungskonditionen die Branche. Kostensenkungen im Umfang der geplanten Förderabsenkung von rund neun Prozent für 2009 seien daher nicht zu realisieren. 

Laut einer mit Unterstützung des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme erstellten Studie wurden seit 2004 zwei Drittel der in der Fotovoltaik Industrie erzielten Kosteneinsparungen durch gestiegene Rohstoffpreise und Finanzierungszinssätze aufgefressen. Die Solarbranche appelliert daher an die Politik, den vorliegenden Gesetzesentwurf nachzubessern. Andernfalls sei Deutschlands Technologieführerschaft und die Existenz von einigen hundert mittelständischen Solarunternehmen in Gefahr.

Quelle: Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar)
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