Artikel vom 10.03.2006, Druckdatum 15.11.2024 | |
Langsam wird es teuer Die genauen Kosten lassen sich bislang noch nicht beziffern und doch ist klar: Die heftigsten Schneefälle seit Jahren brachten nicht nur zahlreiche Tote und Verletzte, sondern auch Schäden in Millionenhöhe. Allein die Gebäudeschäden in den sechs bayerischen Landkreisen, die Katastrophenalarm ausgerufen hatten, werden vorläufig auf über 70 Millionen Euro geschätzt. Stuttgart meldete zahlreiche Glätteunfälle ... ... mit rund 95.000 Euro Sachschaden. Auf dem größten deutschen Flughafen in Frankfurt mussten über 500 Starts und Landungen annulliert werden. Für bis zu 20.000 Passagiere hieß das: umbuchen, im Hotel übernachten oder auf den Zug umsteigen. In München und Augsburg wurde der öffentliche Nahverkehr zeitweise komplett eingestellt. Busse und Bahnen blieben in den Depots. Auf den Autobahnen: Kilometerlange Staus, Autos und Lkw steckten stundenlang fest. Die Münchner Feuerwehr rückte mindestens 750 Mal aus. Wegen der Schneelast stürzten mehrere Hallen ein. Allein so ein singuläres Wetterextremereignis beschert uns also Kosten in Millionenhöhe. Doch dabei wird es aller Voraussicht nach nicht bleiben: Auf dem ersten Extremwetterkongress im Februar diesen Jahres in Hamburg ließ der Kieler Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif keinen Zweifel daran: Bis 2100 müssen wir – je nachdem, wie wir uns verhalten – mit einem globalen Temperaturanstieg zwischen 1,4 und 5,8 Grad Celsius rechnen. Auch die Ergebnisse des Meteorologischen Instituts der Universität Frankfurt/Main und des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung geben Hinweise darauf, dass in Deutschland mit einer weiteren Zunahme von Starkniederschlägen – und damit verbunden die Gefahr von Hochwassern – und Hitzezeiten wie beispielsweise 2003 zu rechnen ist. Laut der Münchener Rückversicherungs-Gesellschaft wurden durch extreme Wetterereignisse allein 2005 volkswirtschaftliche Schäden von 180 Milliarden US-Dollar verursacht. Allein für Deutschland sagt das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) ab dem Jahr 2050 Schäden von mehr als 100 Milliarden Euro pro Jahr voraus. Nicht zuletzt beeinträchtigen solche Extremwetterereignisse die gesamte Infrastruktur: Sie bedeuten eine große Herausforderung für die Versorgung der Menschen in den betroffenen Gebieten und stellen Wirtschaftlichkeit und Sicherheit in Frage. Tausende Helfer von Feuerwehr, THW, Polizei und anderen Einrichtungen kosten Geld – nicht nur während des Einsatzes selbst, sondern auch in der Schulung und Ausstattung mit entsprechendem Gerät. Privatpersonen haben Schäden an Gebäuden, Pkw oder gar Leib und Leben zu verkraften. Stellt sich die Frage: Wer soll das alles bezahlen? Zumal, wenn solche Ereignisse zukünftig eher die Regel als die Ausnahme sein werden. Wie lange werden Versicherungen bereit sein, die Schäden zu begleichen? Wer soll in den Extremwetterschutz investieren, wo doch die Kassen von Bund, Ländern und Gemeinden leer sind? Ab wann wird man nicht mehr in der Lage sein, die Schäden bis zum nächsten Ereignis überhaupt noch zu reparieren? Und: Lohnt sich das dann eigentlich noch? Die Wissenschaftler sind sich einig: Verantwortlich für den Klimawandel sind vor allem die nach wie vor in viel zu großer Menge ausgestoßenen Treibhausgase, die hauptsächlich auf die Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl oder Gas zurückzuführen sind. Es gibt also einen Zusammenhang zwischen Verhalten und Kosten. Vielleicht sollten wir darüber mal genauer nachdenken? Oder besser noch: Handeln. Autorin: Petra Forberger für www.solarportal24.de |